Reisetagebuch:
Jakobsweg von Thun zum Genfersee:
Teilnehmer: Heimo, Albert, Günther und ich
1. Tag
Thun – Gwatt – Zwieselberg – Amsoldingen – Uebeschi – Blumenstein – Wattenwil
22 km
Heißes Wetter 32 Grad
Nachdem wir unser Auto in Thun bei Heimos Bruder abgestellt haben, ein gutes Mitagessen von Mireille bekommen haben, starten wir gut gestärkt um 14.30 Uhr. Wir wollen heute noch die erste Etappe gehen. Erstes eingehen heißt sich an den Rucksack gewöhnen und in den Rhythmus des Gehens zu kommen.
Die Sonne zeigt ihre Stärke. Es ist heiß und wir bleiben immer wieder einmal stehen um zu trinken. Trotzdem kommen wir gut voran; gibt es doch viel zu erzählen, nachdem wir uns länger nicht gesehen haben.
Unterkunft beim Blumengeschäft Liechti im alten Bauernhaus mit freundlicher Wirtin.
Wir sind um 19 Uhr in Wattenwil angekommen. Abendessen im Gasthof Bären und ein Bankomat lassen uns entspannt auf der Terrasse bei lauen Temperaturen sitzen und eine Stange Bier trinken. Das Essen ist gut und reichlich. In froher Stimmung trinken wir unser erstes Pflümli, während dessen steigt der fast volle Mond auf und lugt hinter dem Dach eines alten Hauses hervor.
Das Berner Oberland begrüßt uns mit sanften grünen Wiesen, dahinter aufsteigenden Hügeln und Wäldern und als Krönung die mächtigen, zum Teil mit Schnee bedeckten Berge. Am bekanntesten sind Eiger, Mönch und Jungfrau.
Auf den Bauernhöfen herrscht Treiben. Die letzte Heuernte will eingebracht werden. Der Wetterbericht in den nächsten Tagen verspricht heißes und regenfreies Wetter. Das wird genutzt, und wir wandern vorbei an nieder gemähten Wiesen, hören die Traktoren und haben den Geruch vom trockenem Heu in der Nase.
Der Sommer zeigt noch einmal seine Stärke, wissend, dass er in einigen Tagen vom Herbst abgelöst wird.
2.Tag
Wattenwil – Burgistein – Riggisberg – Rueggisberg – Elisried – Schöne Tannen – Schwarzenburg – Heitenried
28 km
Heißer Sommertag 32 Grad
Wir starten nach einem guten Frühstück und verabschieden uns von der freundlichen Vermieterin. Ein strahlender Sommertag wird uns wieder gehörig ins Schwitzen bringen. Wir gehen bis zur Mittagspause 3 Stunden in idyllischer Landschaft; vorbei an alten Bauernhäusern, sehen weidende Kühe, Schafe, Pferde und Esel. Wir können es kaum glauben, plötzlich gehen wir an einer Kamelranch vorbei, die auch Lamas und Guanakos im Besitz hat.
In Rueggisberg stärken wir uns in dem einzigen Gasthof mit Salat und saurem Most und viel Wasser.
Am Nachmittag setzt uns die Hitze zu. Wir haben eine größere Wegstrecke zu gehen , die durch Ackerland führt und keine Schattenmöglichkeit bietet.
Gott sei Dank sind unsere Wasserflaschen frisch aufgefüllt.
Übernachtung haben wir im Gasthof Sternen im Ort Heitenried gebucht. Sie haben heute Abend als Spezialität Paella. Wir bekommen eine große Pfanne und es schmeckt köstlich; besser als in Spanien.
Der Abend gleitet in die Nacht und wir sitzen bei 25 Grad beim Pflümli und beschließen den Tag.
3.Tag
Heitenried – St. Antoni -Tafern – Schönberg – Friburg
16 km
Der heißeste Tag heute.
Die Nacht war kurz und lebhaft. Im Gasthof wurde gefeiert bis 2 Uhr früh. Ist es gelungen endlich einzuschlafen, sind wir kurze Zeit später wieder geweckt worden von lautem Lachen und Gesang. Ein gutes Frühstück serviert von der freundlichen Seniorchefin hat uns versöhnt und gestärkt. Wir wandern weiter. Um 9.00 Uhr zeigt der Temperaturanzeiger 26 Grad und es wird zunehmend heißer.
Die Wege sind abwechselnd,, führen durch Wald und Wiesen, vorbei an Maisfeldern.
Wir kommen gut voran und machen in Schönberg Mittagspause.
Die Sprache ist nun Französisch; Heimo freut sich seine Kenntnisse auszupacken und wir bestellen uns einen sehr guten Salat. Es ist inzwischen sehr heiß. Wir schwitzen im Sitzen im Schatten bei gefühlten 32 Grad, und wollen gar nicht aufstehen.
Wie jeden Tag überlegen wir wo wir heute übernachten werden.
Der Weg weiter in die Stadt Freiburg ist mühsam; der Schweiß rinnt während wir durch die Gassen der schönen Stadt gehen.
Froh angekommen zu sein im gebuchten Hotel heißt es trinken, trinken, trinken und Wäsche waschen.
4. Tag Friburg – Posieux – Autigny – Le fille Dieu – Romont
21 km + 8 km Bus
Nach einem sehr guten Abendessen bei einem Italiener schlafen wir sehr gut. Das Wetter wird wieder schön und heiß; das sind wir inzwischen gewöhnt. Es ist angenehm zu wissen, dass der Regenschutz ruhig ganz unten im Rucksack liegen kann, weil er nicht gebraucht wird,
Wir schwitzen so viel den ganzen Tag, sodass wir am Abend unsere Wanderkleidung waschen. Es gibt viele schöne Brunnen während des Weges. Wir trinken viel und brauchen keine Sorge zu haben, das wir nicht immer wieder unsere Flaschen füllen können.
Der Weg am Vormittag ist abwechselnd durch Wald und Wiesen und wir kommen in den ersten 3 Stunden gut voran.
Mittagspause machen wir bei einer kleinen Kapelle im Schatten eines Lindenbaumes.
Wind ist aufgekommen, und die drückende Hitze hat sich verzogen. Wolken ziehen auf und zeigen, dass sich das Wetter bald ändern wird.
Um 16.0 Uhr erreichen wir Romont wo wir übernachten werden. Das Städtchen liegt auf einem Hügel und wir sehen es schon von weitem.
5. Tag
Romont – Moudon – Syens
21
Heute starten wir um 8.15 Uhr bei angenehmen Temperaturen. Die Hitzeperiode ist mit 31. August zu Ende gegangen. Pünktlich am 1. September startet der Herbst mit seinen Winden und bläst voller Energie durch die Äcker und Wälder. Wir kommen gut voran und genießen die steife Brise die uns begleitet,
Um 12 Uhr erreichen wir Moudon und essen noch einmal Schweizer Rösti, und stellen fest, dass sie in der französischen Schweiz nicht so gut schmecken. Aber sie füllen den Bauch und machen satt.
Heimo versucht eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Dies gestaltet sich heute schwierig. Am Ende unserer heutigen Tagesetappe gibt es nur 2 Privatzimmervermieter mit jeweils 2 Betten.
Wir entscheiden, dass wir 1,5 h bis Syens gehen und dann noch einmal versuchen Zimmer zu finden.
Der Weg führt am Bach entlang; für kurze Zeit lugt die Sonne zwischen den vollen Wolken hervor. Der Wind wird ruhiger und dann setzt der Regen ein. Wir huschen in ein kleines Bushäuschen an einer Haltestelle kurz vor dem Dörfchen.
Zimmer sind hier und in dem nächsten Dorf keine zu finden. Deshalb entscheiden wir uns mit dem Bus nach Lausanne zu fahren. Gesagt, getan. Bus und Metro werden genutzt und wir sitzen nach einiger Fahrtzeit in Lausanne an einem Straßencafé. Die Zimmersuche geht weiter. W-lan ist schwach und Heimo bemüht sich eine Stunde lang ein Hotel zu einem halbwegs vernünftigen Preis zu finden.
Am Ende gelingt das und wir freuen uns über eine Dusche und ein Abendessen. Draußen prasselt der Regen.
6. Tag
Lausanne – Saint Sul Pice – Morges – Saint Prez – Allaman
25 km und 15 km mit der Bahn
Von unserem Hotel, am Rande der Stadt Lausanne, gehen wir 1 h an den stark frequentierten Straßen bis wir den Jakobsweg wieder antreffen.
Ein schöner Waldweg wechselt ab mit Wegen direkt am See, durch die Dörfer. Wir essen Eis am See und genießen die Ruhe bei schönem Wetter.
Man spürt die Nachsaison, einzelne Gäste spazieren an der Seepromenade.
Die Temperatur zeigt angenehme 24 Grad bei leichtem Wind.
Die heutige Unterkunft ist direkt an einem privaten Flughafen mit einer Graspiste. Heimo freut sich und begutachtet die kleinen Flieger,
Wir haben Glück. Das hauseigene Restaurant kocht Italienisch und es schmeckt sehr gut.
Wir sind müde und trinken einen Absacker, bevor wir in die Betten fallen.
7. Tag
Allaman – Pragins – Nyon – Crans – Celigny – Vounex – Copette – Tannay
20 km
Der heutige Tag war vom Wetter her sehr gut zum Gehen. Es war bedeckter Himmel, angenehm warm und ohne Wind.
Die Wege waren anstrengend. Wir sind die meiste Zeit auf Asphalt gegangen und hatten selten Abwechslung auf Wald- oder Wiesenwegen.
Den Genfersee sahen wir zwar; konnten aber nicht am Ufer gehen. Es gab während des ganzen Tages keine Promenadenwege. Der Jakobsweg führte durch die Dörfer mit schönen Häusern, Villen und Schlösschen.
Als Ersatz fanden wir zu Mittag ein nettes kleines Restaurant, wo wir im Garten freundlich bedient wurden und köstlich aßen.
Vorbei an Weinbergen, die voll behangen sind mit Weintrauben und Apfelplantagen, deren Ernte nicht geringer ausfallen wird, marschieren wir bis nach Tanny.
In Copette wollten wir übernachten. Dort gibt es nur ein kleines Hotel. Als wir dort ankommen sind wir froh, dass die Vermieterin nicht da ist. Es sieht nicht einladend aus. Beim Verkehrsverein sitzt ein freundlicher Herr, erklärt uns, dass es sonst keine Unterkunft im Ort gibt und reserviert und in einem Hotel in Tanny 2 Zimmer.
Wir stellen fest, dass die Möglichkeiten zum Übernachten auf dieser Route eher gering sind, und es von Vorteil ist zu reservieren. Ansonsten kann es passieren, dass die Zimmersuche dauern kann.
Das Hotel hat ein ital, Restaurant dabei und wir freuen uns auf eine gute Mahlzeit,
8. Tag
Tannay – Genf
17 km
Für uns der letzte Tag Richtung Genf.
Wir haben wieder Glück mit dem Wetter und gehen nach einem einfachen Frühstück los. Der Weg führt auch heute wieder abseits des Genfersees, vorbei an privaten Villen, ehemaligen Herrschaftshäusern, gepflegten Parkanlagen. In dieser schönen Gegend gehen wir auf asphaltierten Wegen neben der Straße oder der Bahn. Angekommen am Stadtschild Genf geht der Weg direkt an der stark befahrenen Stadtautobahn vorbei,
Heimo verspricht, dass wir nach einigen hundert Metern eine Abzweigung zum See haben. Sein GPS zeigt an, dass wir die letzten 2 km am See entlang gehen können.
Wir haben Durst und kehren bei der ersten Möglichkeit am See ein, genießen die Pause und freuen uns, dass wir gut angekommen sind.
Unser Hotel Warwick liegt gegenüber vom Bahnhof. Das ist praktisch; können wir doch Morgen mit unserem Rucksack direkt zum Zug gehen,
Das Abschiedsessen in Genf genießen wir nach einer Stadtbesichtigung durch Genf bei einem guten Thailänder mit scharfem Curry.
Ein Schnaps aus dem Flachmann zum Abschluss, und wir schlafen gut.
Wir sind 170 Kilometer gewandert und 40 Kilometer gefahren.
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