Bernsteinexpress
Europa - Deutschland - Osteuropa - Bernsteinküste - St. Petersburg
von 10.06.2011 bis 24.06.2011
Autor: Heimo Wallner10.06.2011
BRUCK – BERLIN – RZEPIN
Air Berlin bringt uns in einer knappen Stunde von Salzburg nach Berlin, wo wir uns im Intercity Hotel am Ostbahnhof mit den 75 Reiseteilnehmern der Sonderzugreise Bernstein, veranstaltet von der Lernidee, treffen. Unsere Reiseleiterin, Agata kommt aus Danzig und empfängt uns mit polnischem Temperament, Freundlichkeit und Kompetenz.
In einem komfortablen Reisebus lassen wir die Hauptstadt Berlin, mit 3,5 Millionen Einwohnern hinter uns und gelangen nach Rzepin, wo der polnische Sonderzug um 23.00 Uhr abfahren wird und unser Gepäck bereits in die einzelnen Abteile, jeweils für 2 Personen, gebracht wird.
Zum Abendessen und anschließendem Spaziergang fährt uns der Bus in 45 Minuten nach Lagow, wo wir auf der Burg, gegründet von den Johannitern, im Innenhof ein gemütliches, polnisches Essen erleben. Beginnend mit einer Kräutersuppe, stärken wir uns mit Hühnerbrust, Kartoffeln und Salat. Die Nachspeise erinnert an unseren Scheiterhaufen.
Vor der Abfahrt empfängt uns das Restaurantpersonal mit Wodka und Schmalzbrot, Hering und Salzgurken beim Zug und sorgt dafür, dass wir auf keinen Fall hungrig die erste Nacht im Zug verbringen müssen.
Schlussansage:
Mit 50 Jahren die jüngste Reiseteilnehmerin zu sein ist ein erhebendes Gefühl.
11.06.2011
RZEPIN-DANZIG-MARIENBURG-FRAUENBURG
Die erste Nacht im fahrenden Schlafzimmer ist immer eine Umstellung. Einerseits schaukelt das Rattern der Schienen uns in den Schlaf, andererseits wachen wir immer wieder auf, wenn ein lautes Kreischen oder Zuckeln uns meinen lässt, dass der Zug entgleisen könnte.
Mit den drei bekannten Orten Danzig, Marienburg und Frauenburg besuchen wir Stätten in Polen, die sehenswert sind. Die alte Hanse- und Hafenstadt mit über 500.000 Einwohnern empfängt uns mit wunderschönen alten Häusern, die zum größten Teil nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut wurden. Drei Flüsse umrahmen die Stadt, von denen die Weichsel mit 1062 km der längste von Polen ist.
In Marienburg steht die größte Backsteinburg der Welt, gegründet von dem Deutschen Ritterorden und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Hoch- und Mittelschloss umfassten eine Bauzeit von 300 Jahren und ein Großteil wurde ebenfalls nach dem Krieg wieder aufgebaut. Ein runder Abschluss des Tages bildete der Besuch von Frauenburg das am frischen Haff liegt. Bereits die Zugfahrt durch dichte Wälder und teilweise am Meer entlang erfreute uns. In der Kathedrale mit dem barockisiertem Kirchenraum erlebten wir ein Orgelkonzert. Die Organistin spielte auf einer der klangvollsten Orgeln Nordpolens. Die bekannteste Persönlichkeit von Frauenburg ist Nikolaus Kopernikus, geb. 1473, Domherr und Hobby-Astrologe, der 30 Jahre in Frauenburg gewirkt hat. Agata serviert uns zum Abschluss Danzinger Goldwasser mit 40 Umdrehungen.
Sie erklärt uns, dass die Danzinger in ihrer Blütezeit so reich waren, dass Sie Blattgold in den Schnaps gegeben haben. Schlussansage:
Wir sind einhellig der Meinung, dass wir Gold im Schnaps nicht brauchen; beim Schnapsen zu späterer Stunde im Speisewagen schmeckt uns der Bordeaux Wein doch besser.
12.06.2011
Frauenburg-Masuren
Masuren – Land der Seen und Wälder.
Marius, der Kellner vom Bordrestaurant, serviert uns Schinken und Käse zum Frühstück. Die Nacht hat uns viel Ruhe gebracht, da der Zug erst um 4 Uhr Früh losgefahren ist. Wir freuen uns schon auf die Nächtigung im Hotel Mercure in Mragowo, vor allem auf eine ausgiebige Dusche. Agata nennt es Waschtag.
Die Masuren, eine herrliche Landschaft mit Wäldern, rund 5000 Seen bot Fischern und Landwirten ideale Bedingungen, um sich niederzulassen und Dörfer zu errichten mit ihren charakteristischen Holzhäusern. Den Namen (Mazury) erhielt dieses schöne Stück Land von Siedlern, die ab dem 15. Jahrhundert aus dem polnischen Masowien eingewandert sind. Der Bus bringt uns in einer Stunde nach Mikolaiki, ein beliebtes Ferienziel an einem lang gezogenen Rinnsee und eine Bootsfahrt lässt uns die unberührte Natur vom Wasser aus bewundern.
Zu Mittag gab es eine kräftige Suppe (Borschtsch -Rote Rübensuppe)
Am Nachmittag erleben wir eine gemächliche Stakenbootsfahrt auf der Krutinna, einem naturbelassenen Flüsschen, das sich in vielen Windungen durch die Landschaft schlängelt. Wir erleben die Stille, das Grün der Bäume und Sträucher, unterbrochen von Wasservögeln und gleiten dahin. Peters I-Phone lässt uns zu klassischer Musik von Tschaikovsky in eine träumerische Stimmung gleiten.
Am Abend können wir trotz der kalten Temperaturen ein Barbeque im Freien machen mit typischer masurinischer Folklore. Beim offenen Feuer und gutem deftigen Essen werden wir in die Geheimnisse des Bisongras Wodkas eingeführt. Fazit: Schmeckt sehr gut.
13.06.2011
MASUREN – Der grüne Osten von Polen
Erholsamer Schlaf im Hotelzimmer, ein reichhaltiges Frühstücks Buffet und ein sonniger Tag lassen uns gut gelaunt in den Bus steigen auf der Fahrt zur Besichtigung der Wolfsschanze. Diese ist ein riesiges Terrain von 2,5 km2 mit mehreren Betonbunkern, die bis zu 6m dicke Mauern hatten. 1940 erbaut, diente sie Adolf Hitler als Bunkerstadt, als das Hauptquartier, in dem er abgesehen von kurzen Aufenthalten in Berchtesgaden und Berlin sich meistens aufhielt. 1944 unternahm Graf Stauffenberg ein Attentat auf Hitler in einer Baracke auf der Wolfsschanze, das missglückte. 1945 sprengten die abziehenden Deutschen alle Bauten, sodass heute nur mehr Ruinen zu sehen sind.
Storchennester sind keine Seltenheit in Polen, vor allem in den Masuren leben noch viele Störche. Jedes Jahr, wenn sie nach dem Winter zurückkehren aus den afrikanischen Gebieten, sucht das Männchen das alte Nest auf, restauriert es und wartet auf ein Weibchen. Irgendwann gesellt sich ein Weibchen zu ihm und die Beiden gründen eine Familie für einen Sommer. Störche sind nicht treu und wechseln ihre Partnerinnen jedes Jahr. Frei nach dem Motto, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Agata erzählt immer wieder interessante Anekdoten, unter Anderem berichtete sie von zwei weiblichen Störchen, die sich in einem Nest um das Männchen gestritten haben und miteinander gekämpft haben.
Ob das wahr ist, überlasse ich Euch. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Reiseleiter sich immer wieder Geschichten auch einfallen lassen um die Gäste zu erheitern.
Den Rest des Tages verbringen wir im Zug, werden am Abend die Grenze nach Weißrussland überqueren. Wir verlassen Polen mit seinen 38 Millionen Einwohnern, mit einer herrlichen Landschaft und einer interessanten Geschichte. In Brest werden die Waggons umgespurt auf russische Geleise, die 8 cm breiter sind als die europäischen. Ein Vorgang der mehrere Stunden in Anspruch nehmen wird. Die Vorstellung von einheitlichen Geleisen auf der euro-asiatischen Achse ist ein frommer Wunsch, der sich wahrscheinlich nicht so schnell erfüllen wird. Schließlich konnten in Kriegszeiten die Bahngrenzen sofort dicht gemacht werden.
Schlussansage – KS:
Der innere Monolog lässt sich in Polen leicht lernen. Man braucht nur eine gewisse Menge Wodka zu sich nehmen und es geht von selber.
Wisst Ihr eigentlich, wo das Herz Europas liegt? Das erzähle ich Euch Morgen.
14.06.2011
Polen-Weissrussland-Litauen-Vilnius
Kirchenpracht in Vilnius:
Um 6.10 Uhr wecken uns die weißrussischen Zöllner aus dem Schlaf, um die Ausreise genau zu kontrollieren. Sogar das Zugbett wird hochgeklappt, um nachzusehen, ob sich dort Jemand versteckt hat. Wir wussten nicht, dass Lampedusa bis hierher Auswirkungen hat. Die Rundfahrt und Besichtigung in Vilnius lassen viele Eindrücke zurück. Die Stadt mit 1,4 Mio. Einwohnern zeigt sich von einer ruhigen Seite mit 50 Kirchen, vor allem katholischen im barocken Stil, aber auch russisch-orthodoxen Bauten und Synagogen.
Übrigens sprechen die Litauer von „Vilnus“ (das zweite i wird nicht ausgesprochen). Die Altstadt bietet gemütliche Gassen und einladende Cafes. Bernstein begleitet uns seit 2 Tagen und natürlich auch in Vilnius reiht sich ein Geschäft nach dem anderen. Lilia, unser Guide, zeigt uns Handcremen, Seifen und Lotion’s mit Bernstein. Wir sind ihr dankbar, ist dies doch ein Souvenir der anderen Art.
Das Mittagessen ist landestypisch. Es gibt Zeppelinos (Teigknödel mit Fleischfüllung in Form eines Zeppelins) und die geeiste Borschtsch (rote Rübensuppe kalt mit Ei und Kartoffeln).
30 km außerhalb von der Hauptstadt besuchen wir am Nachmittag die Wasserburg Trakai, die mittelalterliche Residenz der litauischen Herzöge. Trakai liegt auf einer Halbinsel und ist die fotogenste Burg des Baltikums. Hier liegt eine der schönsten Landschaften Litauens, mit blau schimmernden Seen, Kieferwäldern und grünen Tälern. Wir sind angetan von der unberührten Natur. Das sonnige Wetter mit Temperaturen um die 22 Grad rundet den Tag ab.
Das Herz Europas liegt in Litauen!
19 km nördlich der Hauptstadt Vilnius befindet sich der exakt geografische Mittelpunkt des Erdteils Europa. Was ist die Kurische Nehrung? Das erfahrt Ihr Morgen.
Schlussansage:
Am Universitätsgelände treffen wir Studenten, von denen die weiblichen sehr hübsch sind. Vielleicht ein Ansporn für unsere österreichischen Studenten, das Auslandssemester in Vilnius zu absolvieren?
15.06.2011
LITAUEN-KLAIPEDA-KURISCHE NEHRUNG
Klaipeda – Palanga – Kurische Nehrung
Während des Stadtrundganges mit Rima, einer symphatischen Litauerin, erfahren wir, dass die Stadt 200.000 Einwohner hat, wirtschaftlich und militärisch in der Geschichte eine Bedeutung hatte, den einzigen eisfreien Hafen im Norden besitzt, dort jährlich 30 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen werden, und jeder fünfte Einwohner von Klaipeda in der Hafentätigkeit sein Geld verdient. Die Stadt verfügt kaum über größere Baudenkmäler, da während der russischen Besatzung z.B. drei große Kirchen in der Altstadt zerstört wurden. Klaipeda besitzt das größte Hochhaus im Baltikum mit 34 Etagen. Leider wurde das Gebäude bis heute nicht bezogen, da es über keine Feuerleiter verfügt. Ein bekannter Zeitgenosse der Stadt ist Simon Dachs, ein Barockdichter schrieb ein Lied – verzaubert von der Schönheit einer Siebzehnjährigen, die er bei einer Hochzeit in Königsberg gesehen hatte. „Ännchen von Tharau ist’s die mir gefällt, sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.“ Das Denkmal von Ännchen steht in der Altstadt von Klaipeda.
Nachdem wir die Fahrt nach Palanga Richtung Kurische Nehrung hinter uns haben, besichtigen wir das Sommerhaus von Thomas Mann und hören litauische Lieder, vorgetragen von einem Tenor mit Klavierbegleitung. Thomas Mann verbrachte in Nida drei Sommer und arbeitete an „Joseph und seine Brüder“.
Anschließend stärken wir uns mit Svyturys, dem besten Bier der Welt, gebraut in Litauen, dazu empfiehlt uns Rima Brot mit Knoblauch oder Käse, beides sehr fett.
Die größte landschaftliche Sehenswürdigkeit Litauens ist die Kurische Nehrung, ein schmaler Landstreifen von 98 km Länge mit Breiten zwischen rund 3 km bis zu gerade mal 380 m. Die Hälfte davon gehört zu Litauen und der andere Teil zu Russland. Die Landschaft bezaubert durch die Dünen, Wälder und dem Meer. Der Höhepunkt ist der Besuch der großen Düne, die 50 bis 60 m hoch über den Ort thront. Die Dünen sind mächtig, fallen direkt zum Wasser ab und geben einem das Gefühl in der Sahara zu sein. Durch den Wind wandern sie jährlich bis zu einem halben Meter.
Wir überlegen, ob wir im nächsten Sommer ein Ferienhäuschen mieten sollen, allerdings hat uns die fette Küche heute etwas abgeschreckt. Das Bier war köstlich.
Die bekannteste Spirituose ist der Schnaps mit dem Namen „999“. Es handelt sich dabei um einen Kräuterschnaps. Um 6.00 Uhr früh verlassen wir mit unserem Sonderzug Litauen und unser nächstes Ziel ist Lettland mit der Hauptstadt Riga. Ob Lettland uns auch so herzlich empfängt, erzähle ich Euch Morgen.
Schlussansage heute mit dem Zitat von Thomas Mann über die Kurische Nehrung für KS:
„Der Eindruck war tief. Man findet einen erstaunlich südlichen Einschlag. Das Wasser des Haffs ist im Sommer bei blauem Himmel tiefblau. Es wirkt wie das Mittelmeer. Es gibt dort eine Kiefernart, Pinien ähnlich. Die weiße Küste ist schön geschwungen, man könnte glauben, in Nordafrika zu sein.
16.06.2011
RIGA-HAUPTSTADT VON LETTLAND
Der Zug fährt um 8.00 Uhr am Morgen bei Sonnenschein im Hauptbahnhof in Riga ein. Die Hauptstadt Lettlands mit 700.000 Einwohnern, wurde am rechten Ufer des Daugava Flusses von Bischof Albert aus Bremen 1201 gegründet. Durch die strategisch günstige Lage zwischen Westeuropa und Russland, entwickelte sie sich zu einem wichtigen Handelszentrum und war stolzes Mitglied der Hanse. Eine bronzene Skulptur von den Bremer Stadtmusikanten erinnert an die Verbindung mit Bremen. 50 Jahre war Lettland wie die anderen baltischen Staaten unter russischer Vorherrschaft und erreichte 1991 die Unabhängigkeit. 2004 traten alle drei Länder der EU bei.
Während der dreistündigen Stadtbesichtigung mit Nora, einer humorvollen Lettin, sehen wir viele schöne Häuser im Jugendstil, zum Teil renoviert, die an die Ringstraße in Wien erinnern. Riga gehört mit Wien, Paris und Barcelona zu den Zentren des Jugendstils in Europa.
Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen in der Altstadt, unter anderem das Wahrzeichen Rigas die Petrikirche. Das Kopfsteinpflaster ermüdet, somit bringt der Besuch einer alten Apotheke eine willkommene Abwechslung und wir verkosten Rigaer Balsam. Ein schwarzes 45% Getränk, gemixt aus 25 verschiedenen Zutaten und ursprünglich hergestellt von Nonnen. Seit 1754 ist dies das Gesundheitselixier von Riga. Natürlich nur als Medizin verwendbar, aber durchaus täglich anwendbar, verspricht uns die sympathische Lettin ein langes Leben voller Gesundheit und Vitalität.
Richard Wagner wirkte von 1837 bis 1839 in Riga. Er hat mehrere Opern aufgeführt. Ihm sind ein altes Konzerthaus und eine Straße gewidmet.
Das prächtig erhaltene Schwarzhäupterhaus, war das Haus der Bruderschaft der unverheirateten Kaufleute. Hier wurden Feste gefeiert und Nora vermutete, dass die jungen Kaufleute auf die Ehe vorbereitet wurden. Der Schutzpatron war der heilige Mauritius, der auf einer großen Abbildung am Eingang zu sehen ist.
Einige Wolkenkratzer in Riga eignen sich zur Beobachtung des Sonnenuntergangs. So ist das Hotel Radisson, mit seinen 27 Stockwerken eine gute Gelegenheit dies zu tun. Eine eigene Skyline-Bar im 27. Stock ermöglicht neben ein paar Cocktails dieses immer wiederkehrende aber faszinierende Schauspiel zu beobachten.
Ob Lettland sich Morgen auch von seiner sonnigen Seite zeigt und was wir dort erfahren, wenn wir nach Jurmala und Sigulda fahren, berichten wir beim nächsten Mal.
Schlussansage:
Dieses Mal zwei Inschriften von dem Schwarzhäupterhaus, die auch heute noch ihre Gültigkeit besitzen: „Wider Gesetz und Gewissen handeln, thut Gottes Segen in Fluch verwandeln!“ „Den gerechten Gott liebt und ehrt, sein Geschlecht er segnet und vermehrt!“
17.06.2011
RIGA-JÜRMALA-SIGULDA (ESTLAND)
Ein weiser Mann sagte einmal, es gibt kein anderes Thema über das mehr gesprochen wird, als über das Wetter. Agathe kann davon sicher auch ein Lied singen. Verkündet sie am Morgen im Bus zur Stadtbesichtigung, dass lt. Internet heute kein Regen kommt, und es dann doch einen Schauer gibt, bekommt sie postwendend die Aussagen der Reisenden zurück. Die Prognosen sind unterschiedlich und es gibt verschiedene Meinungen und Erfahrungen dazu. Fazit: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung.
Wir können bei einem Strandspaziergang in Jürmala bei angenehmen Temperaturen uns einmal ordentlich bewegen, was uns gut tut. Wir genießen den feinen Sand unter unseren Füßen. Die Ostsee hat gefühlte 19 Grad.
Jürmala heißt übersetzt Strand und ist das Kur- und Seebad in Lettland. Die 30 km lange Strandlinie wird auch Lettische Riviera genannt und ist ein beliebter Badeort für Gäste aus Lettland und vielen anderen, vor allem, osteuropäischen Ländern.
Den Besuch des Gauja-Nationalparkes mit der Ordensburg, erleben wir im Regen. Hier sehen wir die höchste Erhebung Lettlands mit 312 m, auf die ein Sessellift führt. Eine Bobbahn wird betrieben, auf der internationale Rennen ausgeführt werden. Dank Nora, erlebten wir Lettland mit vielen Facetten und Informationen. Vor Allem Riga ist uns in bleibender Erinnerung geblieben.
Froh, etwas durchnässt, steigen wir am Abend wieder in den Zug. Das Abteil ist schon ein bisschen unser Zuhause geworden. Der Schaffner hat die Betten neu bezogen, frische Handtücher liegen bereit und das Abendessen mit Wein wird von Juri und seinem Kollegen serviert.
Während der Nacht verlassen wir Lettland und kommen am Morgen in Estland an. Was uns an Tallinn besonders gefallen hat, schreibe ich beim nächsten Mal.
Schlussansage:
Es geht nicht darum wie andere über mich denken, sondern wie ich über mich selbst denke.
18.06.2011
TARTU -TALLIN (Estland)
Tartu und Tallinn:
Am Bahnhof in Tartu empfängt uns ein Jugendchor mit volkstümlichen Liedern in ihren traditionellen Trachten. Märt Männik, unser Guide, (Männik heißt übersetzt Kiefernwald; die Nachnamen in Estland wurden oft nach Bäumen benannt) erzählt uns, dass einmal im Jahr das estnische Liederfest in Tartu stattfindet, wo sich viele Chöre treffen und gemeinsam miteinander singen. Alle Esten singen sagt er. Das hat auch historischen Volksgeist spürbar gemacht. Man konnte von einer singenden Revolution sprechen und mit ihren alten Volksliedern betonten die Esten ihre kulturelle und politische Eigenständigkeit.
Tartu ist Estlands zweitgrößte Stadt mit 100.000 Einwohnern und bekannt für seine Universität, die 1632 gegründet wurde und heute 15.000 Studierende hat. In Estland leben 1,3 Millionen Einwohner.
Der Staat legt großen Wert auf das Schulwesen und die Bildung. Die jungen Menschen finden an den Universitäten gute Bedingungen und in vielen Bereichen erleben sie einen Aufschwung. Das Internet ist populär. Unter Anderem wurde das Programm für Skype von Esten geschrieben mit finanzieller Unterstützung aus Schweden.
Am Nachmittag erreichen wir mit unserem Sonderzug nach einem üppigen Mittagessen im Zug die Hauptstadt Tallinn. Tere paevast (Guten Tag), so empfängt uns die Stadtführerin. Die Esten gehören zu den finno-ugrischen Völkern. Die Sprache ist verwandt mit der finnischen.
Estland besitzt die längste Küste des Baltikums mit über 1390 km und verfügt über 1500 Inseln. Tallinn bezaubert mit seiner kompakten und gut erhaltenen Altstadt. Dieses einheitliche Stadtbild weisen in Europa nur noch wenige Städte auf. Die Stadt ist voller Leben. Zahlreiche Menschen erwarten viele gemütliche Restaurants und Cafes, sowie Geschäfte. Über Jahrhunderte regierten die Deutschen die Stadt, die sie Reval nannten. In der Hauptstadt leben heute 400.000 Menschen. Bedeutender Wirtschaftsfaktor ist der Hafen.
Während des Abendessen im Schwarzhäupterhaus, einem alten Kaufmannshaus aus der Zeit der Hanse, werden wir mit estnischen Volkstänzen unterhalten.
Beim anschließenden Bummel erleben wir die Stimmung der weißen Nächte im Norden. Die Gassen sind voll von Menschen, alle drängen nach draußen und genießen die Zeit im Freien. Um 23.00 Uhr gehen wir beim hellem Licht Richtung Hotel. Was mir Morgen an unserem freien Tag in Tallinn erleben, erzählen wir später. Schlussansage:
Das Essen im Zugrestaurant ist immer drei-, manchmal viergängig und immer gut.
Das Menü von heute Mittag: Heringsalat, Gemüsesuppe mit Fleisch, Hühnerschnitzel mit Reis und Mais, zum Dessert Eis und Roulade. Der Reiseveranstalter, Die Lernidee aus Berlin, versorgt uns mit dieser Küche kulinarisch in einem Ausmaß, dass man nur zunehmen kann.
19.06.2011
Tallinn – Estland
Tallinn:
Die Nächte sind lange hell, nur eine kurze Zeit der Nacht senkt sich herab und um 5.00 Uhr scheint die Sonne strahlend hell in unser Hotelzimmer.
Wir nutzen die Zeit des Morgen und spazieren nach einem kurzen Frühstück am Hafen entlang, der ein großer Anlegeplatz für Fähren und Kreuzfahrtsschiffe ist.
Die obere und untere Altstadt Tallinns individuell zu besuchen, lässt uns neue Plätze und Perspektiven erkunden. Beim Besuch einer kleinen, orthodoxen Kirche werden wir von einem Pope begrüßt und eingeladen einzutreten. Auf unserem Rundgang gelangen wir zu einer Kirche, von der wir nicht wissen, ob sie katholisch oder evangelisch ist. Eher letzteres wird der Fall sein, da der Großteil der Esten mit einem Religionsbekenntnis evangelisch ist. Wobei die meisten, zumindest jungen Esten kein Religionsbekenntnis haben. Menschen strömen in die Kirche und wir vermuten, dass eine Messe oder ähnliches beginnen wird. Schlussendlich erleben wir eineinhalb Stunden Gebete in estnisch und ein kleines Konzert und beim Verlassen der Kirche informieren wir uns, dass es sich um eine olevistische Gemeinschaft handelt.
In einem Restaurant, das mittelalterlich ausgestattet und nur mit Kerzen beleuchtet ist, werden wir von einer Maid in der passenden Kleidung mit Kräuterbier, Nussbrot aus dem Ofen, getrocknetem Elchschinken und überbackenem Käste mit Wacholder bedient. Wir stellen uns die Frage, ob Dominik während des Besuches in Tallinn mit seinem Freund auch dort war?
Nach dem Besuch eines Freilichtmuseums am Nachmittag mit über 100 Holzhäusern aus verschiedenen Zeitspannen verlassen wir Tallinn um 20.00 Uhr bei Nieselregen mit unserem Sonderzug und fahren Richtung Russland.
Wir verlassen die baltischen Staaten und freuen uns auf St. Petersburg einem Highlight unserer Reise, von dem wir berichten werden.
Was Oleviste Kogudus für eine religiöse Gemeinschaft ist, werden wir wohl erst Zuhause recherchieren können, oder wisst Ihr das? Schlussansage:
Beim Schnapsen heute Abend 2 Bummerl verloren und Juri hat mir den falschen Rotwein nachgeschenkt. Zollkontrolle der Russen haben wir mitten in der Nacht. Bleibt nur zum Trost ein Wässerchen (Wodka) zu trinken und sich auf St. Petersburg einzustimmen.
20.06.2011
Tallin – St. Petersburg
Der letzte Abschnitt zum Zielort.
Zarenpracht in St. Petersburg:
Angekommen am Morgen bei Nieselregen in St. Petersburg fallen uns auf Anhieb zwei Dinge auf, viele Menschen und viel Verkehr. St. Petersburg boomt, blüht und ist einmalig. An der Newa gelegen vermischt sich hier die russische Weite mit Europas Städtekultur. Vor 300 Jahren gegründet von Peter dem Großen, ist die Stadt gesegnet mit einem reichen Erbe an Kunst, Kultur und Architektur. Während unserer Stadtrundfahrt erleben wir viele Häuser, Gebäude, Palais im Jugendstil, wunderschönen Kirchen und das Wahrzeichen der Stadt, die Admiralität mit der goldenen Spitze. Es gäbe soviel über St. Petersburg zu berichten, vieles davon ist in der gängigen Literatur nachzulesen.
Am Abend genießen wir eine russische Ballettaufführung im Marijnski-Theater. Neben der Eremitage ist das „Marientheater“ Peterburgs zweites Kulturaushängeschild mit Weltruhm – und dies nicht erst, seitdem Anna Netrebko hier ihre Starkarriere begonnen hat. Das russische klassische Ballett genießt Weltruhm und natürlich darf Schwanensee mit der wunderbaren Musik von Pjotr I. Tchaikovsky nicht fehlen. Wir sind verzaubert!
Die Zeit um die Sommersonnenwende von Anfang Juni bis Mitte Juli ist so etwas wie das Markenzeichen von St. Petersburg. Wegen der nördlichen Lage wird es in dieser Zeit nachts nicht mehr dunkel. Normalerweise scheint die Sonne bis Mitternacht. Leider hat uns das bewölkte, regnerische Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ungeachtet dessen, genießen wir ein gutes Abendessen nach dem Theaterbesuch im 6. Stock auf der Terrasse eines Restaurants, mit Blick auf die Kasan-Kathedrale. Heizstrahler und Decken lassen keine Kälte aufkommen.
Der Besuch der Eremitage und die Bootsfahrt nach Peterhof am nächsten Tag, erinnern uns daran, dass wir doch ein paar Stunden Schlaf benötigen.
Ob die beiden großen Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg regenfrei waren, erfahrt Ihr beim nächsten Eintrag.
Schlussansage:
Herzliche Grüße an unsere Mitreisende, die mit uns vor 4 Jahren in St. Petersburg war. Dieses Mal saßen wir bei der Ballettaufführung nicht im Orchestergraben.
21.06.2011
Petersburg – Das Venedig des Nordens
St. Petersburg:
Während dieser Zugreise übernachteten wir jeweils eine Nacht im Sonderzug und am nächsten Abend in einem Hotel. Dies brachte den Vorteil, dass wir jeden zweiten Tag Badezimmer und Bett zur Verfügung hatten. Allerdings wurde auch jedes Mal ein Köfferchen gepackt mit den notwendigen Utensilien. So war es angenehm in Petersburg 2 Nächte in einem Hotel zu verbringen und einmal einen Tag ohne Gedanken an das Packen zu haben.
Die Eremitage war einst der Winterpalast der Zarendynastie. Dieses überwältigende Museum ist vergleichbar mit dem Louvre in Paris, dem Prado in Madrid oder dem „Met“ in New York. Katharina die II. legte den Grundstock für diese große Sammlung. 1764 begann sie mit dem Bau der Kleinen Eremitage neben dem Winterpalast und genoss dort ihre Kunstschätze. Heute kann man vor allem westeuropäische Gemälde von Weltrang wie Da Vinci, Picasso und viele Andere bewundern. Wie immer, wollen diese großartigen Gebäude mit ihren Inhalten nicht nur wir besichtigen, sondern Tausende von anderen Menschen. Das heißt, durchschlängeln und wenig Möglichkeit die Gemälde näher zu betrachten. Agathe rät uns, einen Besuch in St. Petersburg ab Mitte Januar bis Ende April zu machen, da geht man alleine durch die Prunkräume.
Heimo hat sich bereits nach dem Eingang selbständig gemacht und sich die russischen Generalmajore und Generäle angesehen, die in dem Buch „Krieg und Frieden“ von Tolstoj beschrieben sind.
Eine Reiseteilnehmerin meinte, die Adligen hatten so einen Prunk um sich und das gemeine Volk war am Verhungern. Zum jetzigen Zeitpunkt betrachtet hatten die Investitionen einen nachhaltigen Zweck, besuchen doch viele Touristen die Stadt und lassen ihr Geld hier, das nun der Allgemeinheit zugute kommt. Diesen Gedanken hatten die damaligen Herrscher sicher nicht.
4,5 Millionen Besucher pro Jahr besuchen das „russische Versailles“, den Peterhof. Leider ist auch dieser an den Sommertagen hoffnungslos überfüllt. Peterhof wurde von Peter I. als Lustschloss 1704 gegründet. Der Garten umfasst 200 ha mit 200 Brunnen und Fontänen. Täglich um 11.00 Uhr kann man den 20 m hohen Wasserstrahl, kommend aus dem Maul eines Löwen, bei Musik bewundern. Das Musikstück ist die Hymne einer großen Stadt, komponiert von Lujer, einem Komponisten russischer Herkunft. Während des Rundgangs durch die Gärten hatten wir noch unerwünschte Begleiter dabei, eine Vielzahl von Mücken.
Die einzelnen Kanäle des Parks sind verbunden mit dem finnischen Meerbusen. Unter der Herrschaft Peter des Großen konnten die Schiffe bis zum Schloss fahren.
Peter der Große hat sich mit diesem Park das Paradies auf der Erde geschaffen, wie er es selbst genannt hat. Das Abendessen in einem Restaurant mit russischen Spezialitäten rundeten den Tag ab und die anschließende Bootsfahrt um 22.30 Uhr durch die Stadt bei Sonnenschein erfüllten und entschädigten uns für den immer wieder fallenden Regen in den letzten Tagen. Was wir Morgen beim Besuch des Katharinenpalastes mit dem berühmten Bernsteinzimmer erleben werden, und wie unsere Reise weitergehen wird, schreiben wir Euch wieder.
Schlussansage:
Das wussten wir auch nicht: In St. Petersburg werden zwischen 1.30 und 4.30 Uhr in der Nacht alle Brücken, die über die Newa führen und die beiden Ufer miteinander verbinden, hochgezogen, damit die Schiffe passieren können. In dieser Zeit sind die Verkehrsverbindungen für die Autos unterbrochen. Zum Glück, da gibt es dann keine Staus mehr.
22.06.2011
St. Petersburg – Katharinenpalast
Katharinenpalast in Zarskoje Selo:
Im „Zarendorf“, seit 1937 heißt der Residenzort Puschkin, befindet sich der Katharinenpalast, der nach Katharina I., Ehefrau und Nachfolgerin von Peter dem Großen benannt ist. In diesem Palast befindet sich das legendäre, rekonstruierte, Bernsteinzimmer. Das Bernsteinzimmer wurde 1701 vom preußischen König für das Schloss Charlottenburg gebaut. König Wilhelm I. schenkte es Peter dem Großen 1716 und bekam dafür 50.000 russische Soldaten, alle 2 m groß, wie Peter selber. Peter dem Großen gefiel das Bernsteinzimmer nicht und es wurde erst von seiner Tochter Elisabeth in den Katharinenpalast gebracht. Nach der Revolution 1917 wurde der Palast nationalisiert und ein Museum gegründet. Im zweiten Weltkrieg wurde der Katharinenpalast von den Truppen besetzt. 70 % der Kunstschätze wurden ausgelagert; für das Bernsteinzimmer blieb keine Zeit und es wurde 1942 von den Deutschen nach Königsberg gebracht. Dort verloren sich die Spuren. Es wurde nicht mehr gefunden. Viele Geschichten ranken um das Bernsteinzimmer, einige Menschen sind der Meinung, dass es verbrannt ist. Andere behaupten, dass es noch existiert und evt. gefunden werden kann.
1991 spendete die Deutsche Ruhrgas AG 3,5 Millionen Dollar, um den Wiederaufbau des Zimmers durchzuführen. Es wurden 6 Tonnen Bernstein verarbeitet und zum 300 jährigen Stadtjubiläum von St. Petersburg wurde es eröffnet. In der Bernstein Werkstatt arbeiteten 40 Restaurateure. Besucher können sich für 30.000 Euro eine Miniatur bestellen.
Die Pracht des barocken Schlosses zeigt sich in opulenter Weise in den einzelnen Prunkräumen. Agata hat uns um 10.00 Uhr hingebracht und den Zeitpunkt gut gewählt. Die Menschenmenge wurde von Stunde zu Stunde größer, Bei der anschließenden Zarentafel wurden wir kulinarisch verwöhnt mit Kaviar, Blinis und anderen Gerichten. Dazu Wein und einige Gläser Wässerchen. Die russischen Lieder, vorgetragen von einer Folkloregruppe heizten zusätzlich ein, und so langsam röteten sich die Wangen der Reiseteilnehmer. Wie immer werden auch Touristen für die Belustigung herangezogen, und natürlich musste Heimo den Russen nachahmen und hat dies bravourös gemacht.
Am Abend beziehen wir wieder unser Abteil für die letzten 2 Nächte im Zug und freuen uns auf eine lange Nacht mit den bereits vertrauten Zuggeräuschen. Nach den weißen Nächten in St. Petersburg haben wir Schlafmangel. So kommt die Zeitverschiebung, eine Stunde mehr, sehr gelegen.
Morgen besuchen wir Minsk, die Hauptstadt von Weißrussland. Unser Reiseleiter Mike sagte uns, dass es eine schöne, sehr saubere Stadt ist. Ob dem so ist, schreiben wir Euch beim nächsten Mal.
Schlussansage:
Wodka kultiviert trinken: Die Lernidee aus Berlin hat in ihren Reiseinformationen einen Abschnitt über Wodka-Trinken geschrieben. Ich erlaube mir daraus zu zitieren:
Aus Sicht eines Russen gibt es zwei Kategorien von Wodkaverbrauchern:
1. Zivilisierte, 2. Alkoholiker.
Praktisch jeder Ausländer fällt aus Unkenntnis in die 2. Kategorie, es gibt nämlich, eindeutige Rituale streng zu beachten, wenn man als „zivilisiert“ gelten möchte.
Und so geht es:
1. Zum unmittelbaren Nachspülen stelle man ein zusätzliches Getränk bereit (Mineralwasser, Saft, Bier, in der Provinz auch Cognac oder Wein).
2. Zum Wodka gehört ein handfester Imbiss: Sardellen, Gurke, Käse, Wurst u.ä. (Süßes oder typische westliche Partysnacks wie Chips und Nüsse zählen nicht).
3. Wodka wird nur und ausschließlich nach einem Toast und nur und ausschließlich gemeinsam getrunken! Nasdarowje!
23.06.2011
MINSK – WEISSRUSSLAND
Minsk – Weißrussland:
Montezumas Rache hat uns Gott sei Dank während dieser Reise nie eingeholt. Stattdessen begleitete uns täglich ein Erkältungsvirus mit starkem Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Er breitete sich kontinuierlich aus, hatte er doch mit den vielen Klimaanlagen in den Bussen und Hotels besten Nährborden. Zumal ich keine „normale“ Klimaanlage kenne. Sie sind immer zu kalt eingestellt. Gestern erreichte er unser Abteil nun am Ende der Bernsteinreise. Ich habe statt dem Wässerchen es noch mit Whiskey versucht, aber der half auch nicht mehr. Mit verschnupfter Nase beginne ich die Tour in Minsk der Hauptstadt von Weißrussland. Den Grenzübergang von Russland nach Weißrussland haben wir unbemerkt in der Nacht durchfahren. Zwischen den beiden Staaten gibt es ein Abkommen und es werden keine Grenzkontrollen durchgeführt. EU-Bürger benötigen ein Visum.
Belarus liegt im mittelöstlichen Europa. Im Norden und Osten grenzt es an Russland, im Süden an die Ukraine, im Westen an Polen und im Nordwesten an Litauen und Lettland. In Weißrussland leben 9.7 Millionen Menschen, davon 1,8 Millionen in der Hauptstadt. Unser Guide erzählt uns, dass 90.000 Touristen das Land jährlich bereisen. Die Stadt ist sehr sauber und bietet viele Parks und Grünflächen.
Ein Denkmal von Janka Kupala ziert einen der Parks. Er war ein großer weißrussischer Dichter, der 1942 mit 60 Jahren in Moskau gestorben ist. Kupala heißt Sommersonnenwende im weißrussischen und war sein Künstlername.
Die typisch russische Architektur zieht sich durch die einzelnen Straßen. In einem modernen Gebäude mit Aussichtsturm können wir vom 23. Stock Minsk von oben sehen.
Die Weißrussen sind sportbegeistert. 2014 findet dort die Eishockey Weltmeisterschaft statt. Dies erinnert mich an die Nachwuchsturniere in Zell am See, bei denen immer wieder Kinder aus Weißrussland teilnahmen. Morgen erleben wir den letzten Tag unserer Sonderzugreise. Wie es uns in Poznan ergehen wird, berichten wir Euch zum Abschluss.
Schlussansage:
Für unsere Freunde in Zell am See – H:
Wir haben für Eure Herbstreise nach St. Petersburg ein gutes Restaurant getestet und auf Euch ein Wässerchen getrunken.
24.06.2011
MINSK – POSEN – BERLIN
Dieser Tag beginnt recht früh mit dem klassischem Umspuren der Waggons und der Verabschiedung der russischen Mannschaft samt Speisewagen. Yuri war ein guter Kellner aber auch ein typisch russischer, der gerne für ein Trinkgeld die Hand aufhielt.
Die Zollformalitäten mit den weißrussischen Behörden laufen problemlos und auch bei der Einreise in die EU gibt es mit den polnischen Behörden keine Probleme.
So kann ab 02:00 Uhr morgens die Nachtruhe beginnen und wir werden in den Schlaf geschaukelt. Der Zug fuhr während dieser Nachtstunden bis nach Posen und wir erreichen das Ziel um 09:55 Uhr Ortszeit. (-1 h zur weissrussischen Zeit).
Die Besichtigung von Posen dauert ca. 3 Stunden und ist wirklich einen Abstecher wert. Vor allem das Rathaus und der Marktplatz sind sehenswert. Viele schöne, alte Fachwerkhäuser und alte, restaurierte Gebäude, geben der Stadt Flair und Atmosphäre. Pünktlich um 12 Uhr beginnt die Rathausuhr zu schlagen und eine Fanfare eröffnet ein lustiges Schauspiel.
Oberhalb der Uhr erscheinen 2 Ziegenböcke, die sich 12 mal die Köpfe einrennen und danach wieder im Turm verschwinden. Die Ziegenböcke sind vor vielen Jahrhunderten ausgebrochen und während die Bewohner sie einfingen, entdeckten sie einen Brand in einem der Hausdächer der Stadt. Durch das schnelle Eingreifen der Bevölkerung, konnte ein größerer Schaden vermieden werden. Seit diesem Zeitpunkt sind die Ziegenböcke ein wichtiger Bestandteil von Posen.
Fantastisch zu beobachten wie alle Leute den Kopf und die Kameras nach oben richten und dem Schauspiel gespannt ihre Aufmerksamkeit schenken. Interessant ist auch die Stadtpfarrkirche mit ihrer illusionistischen Architektur und dem barockem Interieur.
Die restlichen Teile der Stadt werden per Bus als Stadtrundfahrt besichtigt. Es ist anzumerken, dass der Guide sehr eigenwillig sein straffes Programm abspult, ohne auf die Anwesenheit der gesamten Gruppe zu achten. So passiert uns, dass wir nach einem verlorenen Gast suchen müssen.
Dies wurde jedoch durch die umsichtige Arbeit von Agata kompensiert und so konnte die Gruppe zeitgerecht den Bahnsteig erreichen und den letzten Part der Bahnreise beginnen. Die Ankunft in Rzepin erfolgte pünktlich, und die Busse waren vor Ort um uns nach Berli zum Ziel- und Endpunkt unserer Reise zu bringen.
Ab 17:15 Uhr standen wir wieder am Ostbahnhof und verabschieden uns von den Mitreisenden unserer Gruppe und den Reiseleitern. Mit dem Taxi ging es nun zum Hotel Adlon. Man gönnt sich ja sonst nix! Frisch geduscht und gekämmt, rasiert und geschniegelt freuen wir uns auf das Abendessen im Lorenz Adlon Restaurant. Ein Degustations-Menü der feinsten Klasse mit Weinbegleitung und Blick auf das Brandenburger Tor in der angenehmen Atmosphäre der Hotelbibliothek, geben dieser Reise den würdigen Abschluss.
Schlussansage:
Wir haben in 14 Tagen mit Zug und Bus 7 Länder bereist, viele neue Eindrücke, Begegnungen mit Menschen, großartige Naturlandschaften, kulturelle und kulinarische Erlebnisse gehabt. Manches begleitete uns von Beginn der Reise an bis zum Schluß. Wir hätten nie gedacht, dass wir in den Masuren Butterhirsche und Pulloverschweine sehen können. Man lernt eben nie aus. Darum ist Reisen so wichtig!
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