Der Jakobsweg 3. Etappe
Europa - Österreich - Schweiz - Vorarlberg - Appenzell - Einsiedeln - Bludenz - Einsiedeln
von 25.08.2012 bis 30.08.2012
Autor: Heimo Wallner25.08.2012
Bludenz bis Rönsch
1. Tag
Am Bahnhof in Bludenz vervollständigt sich unsere Gruppe, als wir Günther abholen. Die Wiedersehensfreude und das wärme Wetter lassen uns leichten Fußes Bludenz verlassen und Richtung Nüziders und weiter nach Ludesch aufbrechen. Es gibt viel zu erzählen und nach einigen Trinkpausen und angenehmen Wegstrecken sind wir in Schnifis angekommen. Eigentlich wollten wir dort übernachten, doch statt einer Pension bietet uns ein junger sympathischer Bauer ein kühles Frastanzerbier an. Inzwischen hat der Regen leicht eingesetzt und wir gehen die letzte halbe Stunde im Gänsemarsch zum Gasthof Lòwen in Röns. Dort erwartet uns ein schönes Zimmer mit Dusche und einer netten Wirtin, die uns das Abendessen serviert.
Oscar hat heute in der Eishalle in Feldkiirch einen Schiedsrichtereinsatz und somit haben wir heute noch Unterhaltung in Form eines Eishockeyspieles.
Tagesetappe: 18 km
Spruch zum Tag: Käsknöpfli zum Essen, lassen müde Füße vergessen.
Autor: Brigitte Wallner
26.08.2012
Herzlichkeit
2. Tag Röns . Rankweil – Meiningen Grenzübergang in die Schweiz – Oberriet – Freienbach;
Gesamt: 27 km
Wir kommen müde, aber glücklich um 19 Uhr in Freienbach an, und werden von der Vermieterin von der Pens. Krone freundlich empfangen.
Gestartet sind wir bei leichtem Regen nach Satteins, werden immer wieder freundlich begrüßt und wandern frohen Schrittes . Am schwarzen See wird von einem Wasserweib erzâhlt, dass die Männer angelockt und in die Tiefe genommen hat. Zurück kam keiner mehr, nicht einmal ein Leichnam.
Das Wetter bessert sich, und nach einer Stärkung im gemütlichen Gasthaus Traube in Rankweil, (Risotto mit Shrimps) geht es weiter den Walgauweg Richtung Meiningen., vorbei an Maisfeldern. Im Hintergrund den Rätikon, vor uns das Rheintal, bis wir über eine Brücke den Rhein überqueren und Schweizer Boden betreten. Ein Schild "Schlosswirtschaft Blatten" lässt uns schneller gehen. Wir haben Durst.
Eine Gruppe fröhlicher Schweizer machen ein erstes Gespräch bei Saft vom Fass einfach. Wir setzen uns zusammen und nach einer Stunde vereinen wir uns mit Gesang. Ein leicht angetrunkener Mann erklärt uns einen anderen Weg; dieser entpuppt sich als Umweg, sodass wir 2 km zusätzlich absolvieren.
Aber wir werden entschädigt. Die heutige Bleibe ist eine wahre Perle. Im Weiler Freienbach übernachten wir im Haus zur Krone ( www.haus-zur-krone.ch)
Hier wird Gastfreundschaft gelebt, wir werden nicht nur herzlich aufgenommen, sondern auch noch bestens bekocht. Vielen Dank den Wirtsleuten.
Spruch zum Tag von Albert:
Lieber einmal im Leben ein Wasserweib, als gar kein Weib.
Was Saft vom Fass ist, erzählen wir Euch Morgen.
Autor: Brigitte Wallner
27.08.2012
Ein Traumtag
3. Tag
Wanderung nach Appenzell und weiter bis Urnäsch – Gesamt 25 km.
Bei schönem Wetter mit angenehmen Temperaturen starten wir um 9 Uhr unsere Tour, nachdem wir vorher ein Frühstück mit Schweizer Käse, selbstgemachten Marmeladen und Eier von glücklichen Hühnern von unserer freundlichen Vermieterin Bernadette serviert bekamen. Sie hat sogar Brot gebacken. Das Appenzellerland zeigt sich von seiner schönsten Seite. Wald- und Wiesenwege wechseln ab, Kühe und Ziegen weiden, die Bauern mähen ihre gepflegten Wiesen, im Hintergrund umrahmen sanfte Hügel die blumenreich geschmückten Häuschen. In dieser ruhigen, ausgeglichenen Gegend kommt die Entschleunigung wâhrend des Gehens von selber. Nach 3,5 h erreichen wir Appenzell, ein größerer Markt, wo wir uns mit Franken eindecken können, und Mittagsrast bei Rösti mit Appenzellerkâse und Panasch halten. Plötzlich hören wir Kuhglocken und erleben 2 Almabtriebe. Die Hirten haben ihr Sonntagsgewand an und singen. Den Kühen wurden geschmückte Glocken umgehängt. Auf unsere Frage, warum im August schon Almabtrieb ist, meinte eine Frau, dass die Kühe von einer Alm kommen, wo mehr Steine als Gras sind, und nun kein Futter mehr da ist. Auf dem Weg nach Urnäsch gehen wir einen Barfußweg ab Gonten nach Jakobsbad, der am Ende zum Kneippen einlädt. Welche Wohltat für unsere müden Füße, die in der heißen Nachmittagssonne schon geraucht haben.
Wie versprochen die Aufklärung, was ist Saft vom Fass? Ganz einfach, das Getränk wird in einer Flasche mit 0,58 l kalt serviert und ist Apfelwein.
Spruch des Tages von Günther:
Ein Pflümli am Abend ist erquickend und labend. Prost!
Wenn Ihr wissen wollt, was ein Panasch ist, schaut Morgen wieder hinein.
Autor: Brigitte Wallner
28.08.2012
Hoch über 1000 m
4. Tag
Urnâsch – Alp Folenweid (1.113 m) – Schönengrund – Wald – St. Peterzell – Wattwil
Gesamt: 22 km
Bei strahlend schönem Wetter und schon sehr warmen Temperaturen bringt uns der erste Aufstieg auf die Folenweid schon gehörig ins Schwitzen. Oben weht ein erfrischender Wind, und wir genießen die Kühlung in unseren Gesichtern. Immer wieder erfreuen wir uns an der malerischen Landschaft, dem satten Grün der Wiesen, den typischen Schweizer Bauernhäusern mit vielen Blumen und entzückenden Gemüsegärten. Ab und zu begrüßt uns ein Hund, wenn wir an den einsamen Hòfen vorbeikommen. Die Bauern haben viel zu tun mit der Heuernte und nutzen das sonnige Wetter.
Die Menschen sind sehr freundlich. Das erleben wir auch bei unserer Mittagsrast im Gasthof Rössle in St. Peterzell. Wir stärken uns im schattigen Gastgarten mit Walliser Schnitzel, und zum Abschluss bekommen wir von der Wirtin noch eine Empfehlung für eine Übernachtung in Einsiedeln.
Nach der Mittagsrast ist der Aufstieg anstrengend bei schwülem, heißem Wetter, und der Panasch, den wir getrunken haben, gleich wieder raus geschwitzt. Appropos Panasch, das ist in der Schweiz ein Radler. Wir begegnen einer Schweizerin aus Bern, die mit uns gemeinsam die restliche Strecke bis nach Wattwil geht, wo wir gemütlich und gut im Gasthof Löwen unsere Zimmer beziehen. Die Sonne wird von einem Regenschauer abgelöst.
Spruch des Tages:
Gehst du fròhlich und heiter auf den Wald- und Wiesenwegen,
Wird sich Kòrper, Seele und Geist im harmonischen Rhythmus bewegen.
Autor: Brigitte Wallner
29.08.2012
Der schwerste Tag
5. Tag
Königsetappe: Wattwil – St. Gallenkappel – Eschenbach – Neuhaus – Rappaswil
Gesamt: 29 km
In Neuhaus empfängt uns am Jakobsweg die St. Jakobuskapelle, die dem Apostel geweiht ist. Doch bis dahin, haben wir einige Kilometer in der heißen Sonne bereits zurùckgelegt. Den morgendlichen Aufstieg auf 990 Höhenmeter, gehen wir bereits bei sehr warmen Wetter. Oben angekommen ist das frische Wandershirt durchgeschwitzt. Der Weg ist abwechslungsreich und wir marschieren durch Wiesen-, Wald-, Kies-, und Asphaltwege. Wir kommen gut voran, und im Gasthof Rössle bei der Mittagsrast in St.
Gallenkappel nach 4 Stunden, machen wir zufrieden eine Rast mit Spiessli, Gemüse und Salat. Nach dem Besuch der schönen Barockkirche, schultern wir wieder unsere Rucksäcke mit den aufgefüllten Wasserflaschen. Dankbar, dass wir immer wieder schattige Waldwege haben, geht es immer weiter Richtung Zürichsee, den wir von der Ferne aus schon sehen können. Rappaswil rückt nâher, die Müdigkeit in den Beinen ist spùrbar, und die Hitze des Tages lässt nach, als wir Richtung Stadtmitte gehen.
Die Herbergssuche ist nicht ganz einfach, aber schließlich bekommen wir wieder 2 Zimmer im Gasthof Krone. Zu unserem Glück gibt es dort ein thailändisches Restaurant und wir freuen uns zuerst auf eine erfrischende Dusche und anschließend auf eine Tom Yam Gong.
Spruch des Tages von Heimo:
Den ganzen Tag ist's drückend schwül von Watwil bis nach Rappaswil!
Falls es Euch interessiert was eine Tom Yang Gong ist, schaut Morgen wieder vorbei.
Autor: Brigitte Wallner
30.08.2012
Dem Ziel schon sehr nahe.
Rapperswil – Pfâffikon – St. Meinrad – Etzelpass (945m) – Einsiedeln
Gesamt: 20 km
Die Zimmer im Gasthof Krone lagen direkt an einer Straße mit einer Kreuzung. Das veranlasste uns, ein Glas Wein mehr zu trinken, wissend, dass die Nacht keinen ruhigen Schlaf versprach. Das sehr gute Thai Essen und ein Pflümli werteten das Haus auf.
Der Wetterbericht sagte kein gutes Wetter voraus, doch beim Losgehen war es noch angenehm warm und trocken. Nach dem Ort Pfäffikon begann der Aufstieg auf den Pass. 500 Höhenmeter mussten bewältigt werden. Der Weg führt meist durch den Wald, indem die Feuchtigkeit und Schwüle wie in einem Dschungel spürbar ist. Wir schwitzen ordentlich. Im Hintergrund hören wir leichtes Donnergrollen; die Wolken verdichten sich.
Nach der Passhöhe rasten wir in einem Gasthof entspannt bei Gerstlsuppe. die restliche Wegzeit nach Einsiedeln beträgt ca. 1,5 Stunden, die wir im Regen und bei kühlen Temperaturen gehen. Das große Benediktinerkloster mit der barocken Wallfahrtskirche sieht man von weitem, und die restliche Strecke legen wir bei Wind und starkem Regen zurück, sodass wir durchnässt in der Kirche ankommen. Wir sind dankbar, dass wir gesund und erfüllt angekommen sind.
Günther wird von seiner Schwester abgeholt und wir verabschieden unseren Freund herzlich.
Mit dem Besuch einer Messe und dem abendlichen Chorgebet der Mönche, lassen wir die Tage ausklingen , und fahren am nächsten Tag mit dem Zug zurück nach Hause.
Vielleicht bekommt der eine oder andere Leser Lust, sich auf das Abenteuer Pilgern bzw. Weitwandern einzulassen. Die Begegnungen mit anderen Menschen und vielen Eindrücke während des Gehens erfüllen in einer besonderen Weise.
Appropos Tom Yam Gong, dies ist eine thailändische Suppe, bestehend aus Shrimps, Tomaten, Champignons, Chili, Zitronengras, Galgant u.a. asiatischen Gewürzen.
In drei Wochen reisen wir nach Indien; nachzulesen wieder im Reisetagebuch auf der Touralpin Homepage.
Autor: Brigitte Wallner
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