Der Jakobsweg 5. Etappe
Europa - Schweiz - Thun - Fribourg - Lausanne - Genf
von 28.08.2015 bis 05.09.2015
Autor: Günther Degenhardt05.09.2015
Genf
In 5 Etappen hat uns der von uns gewählte Abschnitt des Jakobsweges von Kufstein nach Genf geführt. Hier ist nun Schluß. Wir haben auf unserem Weg quer durch Österreich und die Schweiz viel gesehen, viel erlebt und wunderschöne Landschaften genossen. Auch wenn teilweise die Füße und die Schultern gebrannt haben, unsere Stimmung war immer bestens. Die letzten Meter unseres Jakobsweges führen uns zum Hauptbahnhof, gegenüber unseres Hotels. Hier trennen sich unsere Wege. Gitti, Heimo und Albert fahren zurück nach Thun, wo ihr Auto steht. Günther fährt zurück nach Frankfurt.
04.09.2015
Tanney – Genf [17 km]
Das erneut wunderschöne Wetter läßt uns das schlechte Frühstück schnell vergessen. Leider ist die Wegführung immer noch negativ, viel Asphalt und immer wieder an Eisenbahnschienen entlang, aber kein See. Immer wieder staunen wir über noble Häuser in weitläufigen Parkanlagen. Alles ist sehr gepflegt. Man spürt die Nähe der reichen Stadt Genf. Erst ganz zum Schluß dürfen wir wieder runter zum Seeufer. Auf der Außenterrasse des Restaurants „Perle au Lac“ genießen wir ausgiebig den Blick auf die Stadt und ihre weltberühmte Fontäne. Hier läßt es sich aushalten. Langsam wandern wir die letzte Strecke unseres Jakobsweges. Am Seeufer entlang geht es in die schöne, mondäne Stadt am Rhoneufer bis zum Hotel Beau Rivage. Gegenüber dem Hauptbahnhof haben wir uns für das ****Hotel „Warwick“ als Unterkunft ausgesucht. Geduscht, umgezogen und ein wenig erholt treffen wir uns um 17 Uhr zu einem kleinen Stadtrundgang. An der Basilika vorbei gehen wir über eine Brücke auf die Altstadtseite. Dort gönnen wir uns ein Bier am Ufer der Rhone. Anschließend haben wir uns für das Thai-Restaurant „Chiang Mai“ entschieden. Nach vielen leckeren Röstis brauchen wir mal etwas anderes. Die Küche ist hervorragend, aber auch sehr teuer.
03.09.2015
Prangins – Coppete – Tanney [20 km]
Das Wetter ist wieder optimal. Leider dürfen wir nicht zurück an den See. Oft geht es parallel zur Eisenbahnstrecke. Über Nyon laufen wir nach Crans. Im dortigen Cafe de l’Union werden wir mittags mit hervorragendem Essen entschädigt. Das exotische Tartar mit Rösti ist wirklich sensationell. Dafür plagt uns mal wieder das Thema Übernachtung. Heimos Unterlagen bieten ein Hotel Orange in Coppete in der Nähe des Sees. Leider geht niemand ans Telefon. Da wir keine Alternative haben, laufen wir trotzdem los. Über Celigny und Chateau de Bossey kommen wir nach Founex. Dort hört leider die Beschilderung auf. Wo ist nur Coppete? Es ist auch niemand da, den wir fragen könnten. Nach einigem Hin und Her wählen wir eine Straße runter zum See. Und dort taucht auch Coppete auf, ein hübsches altes Städtchen am See. Das Hotel Orange gibt es wohl, zeigt sich aber leider als wenig empfehlenswert. Einfach und schlecht geführt. Unsere Rettung heißt Jean-Pierre. Er arbeitet im dortigen Tourismusbüro. In Coppete gibt es keine weitere Übernachtungs-möglichkeit! Das nächste Hotel ist im 5 km entfernten Tanney und hat zum Glück noch 2 freie Zimmer. Also nehmen wir unsere Rucksäcke wieder auf, wieder zurück nach Founex, wieder weg vom See. Müde und durstig erreichen wir das Hotel Lion d’Or und müssen uns erst einmal mit einigen Panaches belohnen.
02.09.2015
Lausanne – Prangins [25 km]
Die wichtigste Nachricht – der Regen hat aufgehört. Langsam kündigt sich wieder blauer Himmel an. Das Hotelfrühstück ist uns zu teuer und wir denken, irgendetwas finden wir schon etwas. Aber erst müssen wir raus aus dem Industriegebiet und wieder unsere Ausschilderung finden. Das ist gar nicht so einfach, denn einige Autobahnen kreuzen unseren Weg. Nach einiger Mühe und manchem falschen Ansatz finden wir ein Schild, welches uns in ein Waldgebiet führt. Lange folgen wir einem Flusslauf durch einen wunderschönen Auenwald, der uns nach einiger Zeit tatsächlich nahe der Ortschaft St. Sulpice zum See bringt. Dort wartet schon die Sonne auf uns und ein kleines Strandcafe, wo wir endlich ein Frühstück erhalten.
Nun dürfen wir auch am See entlang laufen. Es ist wunderschön. Besonders Morges mit seiner herrlichen, blumenbestückten Uferpromenade gefällt uns. Bei St. Prex gönnen wir uns in einer Strandbar ein leckeres Eis. Hier tauchen auch die ersten Weinberge auf. Die Rebstöcke hängen noch voller roter und weißer Trauben, die auf ihre Ernte warten. Bald wenden wir uns wieder weg vom See und kommen nach Alaman.
Um unsere Unterkunft für die Nacht zu erreichen fahren wir eine kurze Strecke mit dem Zug nach Glan. Von dort aus bringt uns ein Taxi zum Relais de l’Aerodrome bei Prangins. Es ist eine einfache Unterkunft mit sehr gutem italienischem Restaurant in extravaganter Lage. Aber Fluglärm hatten wir keinen.
01.09.2015
Romont – Syens – Lausanne [21 km]
In der Nacht hat sich das Wetter geändert. Es ist bedeckt, nicht mehr so heiß, aber trocken. Dafür haben wir zum ersten Mal Probleme eine passende Unterkunft an der geplanten Streckenführung zu finden. Wir laufen trotzdem los, lange Zeit an einem Bach entlang, insgesamt 15 km bis Moudon. Dort legen wir unsere Mittagspause im Restaurant „Douanne“ ein. In der Nähe der Ortschaft Syens fängt es dann leider an heftig zu regnen. So gerade können wir uns noch in eine überdachte Bushaltestelle retten.
Plötzlich taucht ein junger Oberösterreicher auf, der auf dem Weg nach Santiago ist. Er erzählt, dass er am Tag trotz Schmerzen bis zu 40 km schafft und im November am Ziel sein will! Da können wir nur staunen. Während der Wartezeit stellen wir fest, dass an unserer Haltestelle der Bus nach Lausanne fährt. Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen und hoffen damit auch unser Übernachtungsproblem lösen zu können. Nach 40 minütiger Busfahrt erreichen wir den Stadtrand von Lausanne und steigen dort in die gut gefüllte Metro zum Hauptbahnhof um.
So einfach ist die Hotelsuche auch hier nicht, aber nach einiger Zeit ist Heimo im Internet erfolgreich. Ein Taxi bringt uns alle in 20 minütiger Fahrt ins moderne „Discovery Hotel“ im Ortsteil Crisier. Dort befinden wir uns mitten in einem wachsenden Industriegebiet. Leider ist von hier aus der Genfer See nicht zu sehen. Das Hotelrestaurant bietet gutes Essen zu allerdings gehobenen Preisen. Der Regen hat leider noch nicht nachgelassen.
31.08.2015
Fribourg – Posieux – Romont [21 km]
Heimo hatte herausgefunden, dass es ab Bahnhof Fribourg eine Buslinie gibt, die uns aus der Stadt und ihren wenig attraktiven Vororten herausbringt. Also nehmen wir schon um 08.00 Uhr den Bus nach Posieux, ca. 8 km von Fribourg entfernt. Es hat sich wirklich gelohnt, denn jetzt sind wir wieder in der herrlichen Natur der Schweizer Berge.
In dieser Region sind die Gasthäuser und Pensionen dünn gesät und man muss gut vorplanen. Einfach loszulaufen kann zu Problemen führen. Ohne Restaurant in der näheren Umgebung suchen wir uns für unser mittägliches Picknick einen ruhigen Platz vor einer kleinen Kirche mit einem Brunnen. Mit Kaminwurzen und Schokolade, sowie viel Brunnenwasser stärken wir uns für den weiteren Weg.
Schon von weitem sehen wir auf einem Bergrücken die alte Glasmalerstadt Romont liegen. Mal wieder geht es durch alte Gassen mit schönen Häusern bergauf zum Hauptplatz. Dort befindet sich unser Hotel „Lion d‘Or“, wo wir erst einmal unseren gewaltigen Durst löschen müssen.
Der Ort hat einiges zu bieten: eine große Burg mit Glasmuseum und eine wunderschöne alte Kirche. Dort treffen wir 2 deutsche Pilgerinnen, die verzweifelt nach einer bezahlbaren Unterkunft suchen. Ein Kloster hatte sie angeblich wegen zu später Uhrzeit abgewiesen und unser Hotel ist ihnen wohl zu teuer. Letztendlich bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf der Straße Einheimische nach einer Möglichkeit zu fragen.
Wir lassen den Abend im Hotelrestaurant ausklingen.
30.08.2015
Heitenried – Fribourg [16 km]
Beim Start gegen 09:00 begleitet uns die Sonne fast wie gewohnt, herrlich aber auch gnadenlos.
Durch weite Wiesen und entlang von gluckernden Bächen geht es nach St. Antoni, wo die dortige Dorfkirche zum sonntäglichen Halt einlädt.
Danach geht es weiter bis nach Schönberg zum Mittagessen auf der Terrasse des Restaurants „La Choppa“. Eigentlich ist es jetzt nicht mehr weit bis Fribourg, aber die Wegführung des Jakobsweges will die müden Pilger noch ein wenig leiden lassen. Sie führt uns, statt über die moderne Brücke direkt in die Stadt, in einem großen Bogen runter ins Tal zum Fluß und über eine Jahrhunderte alte Holzbrücke auf mittelalterliche Weise in die Stadt.
Da das von uns reservierte Hotel aber in der Neustadt hoch über der Altstadt liegt, müssen wir nun über viele Treppen, durch enge Gassen den Berg hinauf. Das hat aber auch den Vorteil, daß wir ein wenig von der herrlichen Altstadt mit der Kathedrale kennenlernen.
Den Rest gibt uns dann eine langgezogene, steile, schattenlose Rampe bis zum Hauptbahnhof. In der Nähe finden wir unser modernes Hotel Alpha. Nach einer Ruhepause müssen Hunger und Durst gestillt werden. Bei „Da Marco“, 10 Minuten entfernt, gelingt das bestens.
Ein Absacker an der Hotelbar sorgt dann für die nötige Bettschwere.
29.08.2015
Wattenwil – Heitenried [24 km]
Ein gemütliches, gut bestücktes Frühstück bereitet uns auf den zweiten Tag vor. Wieder sorgt die Sonne für hohe Temperaturen. Gleich geht es steil und lange bergauf nach Siggisburg.
Die Mittagszeit naht, aber weit und breit kein Lokal zu sehen. Zum Glück hat im nächsten Ort Rueggisberg das Restaurant „Bären“ geöffnet. Danach geht es wieder runter und durch Äcker und Wiesen Richtung Schwarzenburg. Am Ortsrand übersehen wir leider die entscheidende Abzweigung. Der von uns gewählte Weg führt entlang einer Straße steil aufwärts in praller Sonne zu einer Wallfahrtskirche auf der Spitze eines Hügels. Oben angekommen stellen wir fest, dass wir falsch sind. Kein Wegweiser zu sehen. Also die gleiche Strecke wieder runter und rein in den Ort. Aber dieser Umweg ging doch sehr an die Substanz. Am Bahnhof Schwarzenburg trennen wir uns kurzfristig.
Gitti und Günther warten auf den Bus nach Heitenried, unserem heutigen Ziel. Heimo und Albert trauen sich die noch fehlenden 5 km zu und gehen zu Fuß. Fast zur gleichen Zeit treffen wir im Hotel Sternen in Heitenried ein. Dort wartet eine echte Überraschung auf uns.
Heute ist Paellatag im Hotelrestaurant. Man hat einen Spezialisten engagiert und der zaubert eine wirklich gute Paella, entweder mit Fisch oder mit Fleisch, auf den Tisch. Die Portionen sind gewaltig und von uns kaum zu bewältigen. Es schmeckt wirklich gut.
Satt und müde steigen wir hoch ins Dachgeschoss zu unseren Zimmern.
28.08.2015
Thun – Wattenwil [21,7 km]
Wir treffen uns, nach unterschiedlicher Anreise, gegen Mittag in Thun am Thuner See. Dort wohnen Heimos Halbbruder Gerhard mit seiner Frau Mirelle. Nach einem kurzen Mittagessen begleitet Gerhard uns bis zum Seeufer. Dort stoßen wir auf den ausgeschilderten Jakobsweg.
Das Wetter ist sommerlich heiß bei strahlendem Sonnenschein. Viele suchen das Bad im schönen See, für uns geht es bald zügig bergauf, über einen größeren Bergrücken am Rande von Thun mit großartigem Blick in die wunderschöne Landschaft. Wir kommen gleich heftig ins Schwitzen.
Vorbei an den Orte Amsoltern, Ubeschi und Blumenstein erreichen wir Wattenwil. Dort hat Heimo bereits unsere Übernachtung in den Ferienwohnungen von Frau Liechti reserviert. Sie betreibt vor Ort einen großen Blumenladen.
Den Abend lassen wir im nahe gelegenen Restaurant Bären ausklingen. Unser Bedarf an Panache und Surer Most ist riesig.
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